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Biographie - Thanatographie: Autobiographische Selbstdarstellungen bei Søren Kierkegaard

— abgelegt unter:

Richard Purkarthofer (Wuppertal)

Was
  • Gastvortrag
Wann 12.12.2011
von 20:00 bis 22:00
Wo 3411
Termin übernehmen vCal
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Der dänische Schriftsteller Søren Aabye Kierkegaard ist einer der ersten, der einen Blick in die Situation des Menschen in der Moderne wirft. Mit nüchternem Entsetzen sieht er den Menschen als zerrissenes Wesen in einer fragmentierten Welt. Häufig benennt er dieses Wesen mit „Selbst“, also mit einer Reflexivpartikel, die sich
bezeichnenderweise weder auf ein substantiell gefasstes Ich oder auf ein
Subjekt bezieht, sondern eben auf überhaupt nichts mehr. Mit einem derart
fragilen Selbst konfrontiert, erhalten traditionelle Formen der Selbstdarstellung und Autobiographie eine neue Bedeutung und Urgenz.
Traditionelle literarische Selbstbespiegelungen in Form von bekenntnishaften Selbstergründungen, -verdächtigungen, -anklagen und natürlich –rechtfertigungen, auf die man in Kierkegaards Schriften auch häufig stößt, reichen unter den Bedingungen der
Modernität nicht mehr zur Selbstvergewisserung aus. Dem Dichter oder
Erzähler schreibt Kierkegaard jedoch die Möglichkeit zu, einen Zusammenhang
zu stiften, in dessen Erzählung der Mensch seine eigene Identität
finden kann. Autobiographie erhält damit auch die Funktion der
Selbstkonstitution.
Aber gerade die Selbstbespiegelung durch autobiographische
Darstellung verstärkt und perpetuiert die Zerrissenheit des Selbst, die
sie eigentlich überwinden sollte, da sie eben die Distanz zwischen dem Selbst
und dessen Spiegelbild nährt. Die Destruktion dieser Distanz führt schließlich bei Kierkegaard von einer Biographie zu einer Thanatographie.
 

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