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DFG-Projekt "Ziglers Asiatische Banise", skandinavistisches Teilprojekt

Zur Hauptseite des Projekts: http://portal.uni-freiburg.de/ndl/forschung/banise

Die Rezeption der Asiatischen Banise in Schweden und die Anfänge des schwedischen Romans

In Skandinavien setzt die Rezeption der kontinentalen barocken Romanliteratur und die eigene Produktion in diesem Genre mit deutlicher Verzögerung gegenüber Deutschland ein. Davon ist auch Ziglers Asiatische Banise betroffen. In Dänemark wurde der Text erstmals 1738 in Buchhandelskatalogen nachgewiesen (Stangerup 1936), und zwar in der Originalsprache. Für eine Übersetzung war offenbar kein Bedarf vorhanden – die literarisch gebildeten Leser im Dänemark des 18. Jahrhunderts konnten zumeist Deutsch bzw. waren selbst Deutsche. Anders verlief die Rezeption in Schweden: Hier fällt sie genau in die Zeit, in der sich der Roman als Gattung etabliert und in der die ersten Texte dieser Art auf Schwedisch geschrieben werden.

Im Jahr 1727 fertigte der junge Theologe Alexander Roswall (1703–1767) eine Übersetzung der Asiatischen Banise an, die erst 1741 im Druck erschien. In der Zwischenzeit hat sie – ähnlich wie es in Russland zu beobachten ist (vgl. Teilprojekt der Slavistik) – als Manuskript Wirkung entfaltet: sie sei „durch viele vornehme Hände gegangen“, wie Roswall in der Vorrede der Buchausgabe schreibt, wobei das Publikum im großbürgerlichen und adligen Milieu zu suchen ist (Böök 1907). Eine frühere Publikation der Übersetzung wurde 1733 offenbar durch den Zensor unterdrückt, der sich sehr abfällig über diese Art der Literatur äußert (Hernlund 1883). 1747 erschien dann in Stockholm die Übersetzung von Hamanns Fort-setzung, in Auftrag gegeben von dem Verleger Lars Salvius. Der Übersetzer Anders Törngren (1713–1779) hatte selbst bereits 1742 bis 1744 gemeinsam mit Jacob Mörk den ersten originalen Prosaroman der schwedischen Literatur überhaupt veröffentlicht: Adalriks och Giöthildas Äfwentyr. Noch im Jahr 1783 erschienen die Übersetzungen von Ziglers und Hamanns Banisen gemeinsam in einer zweiten Auflage. Nicht nur dieser Nachdruck zeugt von der Beliebtheit der Banise in Schweden, sondern auch eine produktive Rezeption: 1755 erscheint Sven Didrik Wexells Rolofs Händelser Gastuvs Sons, Prinsens Utaf Goa, ein exotistischer Roman, der ebenfalls in Indien spielt (auch ein Pegu gibt es darin) und hinsichtlich der verwickelten Intrige und der Liebesgeschichte ganz dem Vorbild der Banise verpflichtet ist. Es darf daher behauptet werden, dass der Transfer der Banise nach Schweden maßgeblich zur Begründung des schwedischen Romans beigetragen hat, der dann wiederum auch in Deutschland rezipiert wurde: 1750/52 erschien in Wismar und Leipzig Törngrens und Mörks Roman Begebenheiten des Prinzen Adalrichs und der Prinzeßin Gothilda, eine der frühesten belletristischen Übersetzungen aus dem Schwedischen überhaupt.

Das skandinavistische Teilprojekt setzt sich zum Ziel, die schwedische Banise-Rezeption literatursoziologisch zu kontextualisieren, ihren Stellenwert für die schwedische Romanproduktion zu bestimmen und die grenzüberschreitende Zirkulation von Texten und Stoffen als reziproken Prozess kultureller Aneignung sichtbar zu machen.

Laufzeit des Teilprojektes

April 2010 – März 2012

Publikationen

  • Juliane Egerer / Joachim Grage: "Asiatiska Banise - Übersetzungen, Ausgaben und Rezeption der Banise-Romane in Schweden. Mit einem Ausblick auf den ersten schwedischen Originalroman". In: Die europäische Banise. Rezeption und Übersetzung eines barocken Bestsellers. Hg. von Dieter Martin und Karin Vorderstemann. Berlin/Boston: de Gruyter, 2012 (Frühe Neuzeit, 175), S. 241-290.
  • Juliane Egerer: "Die schwedischen Banise-Lieder: Übersetzung, Melodiegrundlagen und Rezeptionszeugnisse". In: Die europäische Banise. Rezeption und Übersetzung eines barocken Bestsellers. Hg. von Dieter Martin und Karin Vorderstemann. Berlin/Boston: de Gruyter, 2012 (Frühe Neuzeit, 175), S. 291-314.
  • Juliane Egerer: "Wahrheit in neuem Gewand: Rolofs Händelser als Banise-Rezeption?" In: Die europäische Banise. Rezeption und Übersetzung eines barocken Bestsellers. Hg. von Dieter Martin und Karin Vorderstemann. Berlin/Boston: de Gruyter, 2012 (Frühe Neuzeit, 175), S. 315-332.
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