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Kleine Glosse zum Tannhäuser

Kleine Glosse zum Tannh�er


Ende Januar/Anfang Februar diesen Jahres wurde im ZDF Theater-Kanal mehrfach die Aufnahme von Wagners Tannh�er von den Bayreuther Festspielen 1978 in der Inszenierung von G�Friedrich ausgestrahlt (& am 17.09.05 auf Eins Festival). Die Inszenierung kontrastiert - nat� - die heidnisch-phantastische Sph� der Venus, die es Tannh�er erm�cht, dem Hedonismus zu leben (wie Gott im H�lberg, k�e man sagen), mit der anderen, weltlichen Sph�, die Tannh�er mit "Waldes L�, "Gr� Au", Vogelsang und Glockenklang beschreibt und nach der er sich - als Mensch "Wechsel" liebend [da f�t uns sofort Wotan im "Rheingold" ein: "Wandel und Wechsel liebt, was lebt"] - sehnt: "Bei dir kann ich nur Sklave werden; nach Freiheit doch verlangt es mich". Venus l� ihn ziehen, aber Freiheit wird ihm zur werlte, im Th�n des fr�3. Jahrhunderts, nicht zuteil, weder in der Legende noch bei Wagner. Tannh�er ger�vielmehr von einem Heilsversprechen ins andere. In dem Augenblick, da er der Aufforderung der Venus, "Kehr wieder, schlie� sich dir das Heil", den Satz "Mein Heil ruht in Maria!" entgegenruft, ist er aus dem "Zauberreich der Minne" in die Sph� christlichen Alleinseligmachungs-Anspruches geraten (und eine Distanzierung von dieser Sph� l� die Inszenierung nicht erkennen). Dort gibt es keine Freiheit Andersdenkender und Andershandelnder. Wer sich den Maximen des Denkens und Verhaltens nicht anpa�, wird ausgesto�n (sofern nicht Inquisition, Folter und Scheiterhaufen dr�n) und kann allenfalls noch auf Gnade hoffen.

Der in jeder Hinsicht Ma�t� setzende Darsteller der Titelpartie in der o.g. Aufnahme, Spas Wenkoff, zeigt am Ende der ersten Szene durch seine Mimik, da�er in sich diesem Augenblick sehr wohl dessen bewu� ist, da�dies f� der Anfang vom Ende sein k�e: "zu Kampf und Streite will ich stehn, sei's auch um Tod und Untergehn". Im S�erwettstreit kann Tannh�er, je nach Fassung der Oper, in maximal 4 Strophen im Streite mit den Kollegen seine Auffassung von der Liebe kundtun, f� und Untergehn sorgt die vom kirchlichen Fundamentalismus, der keinen Lebensbereich von seiner Dominanz ausgenommen wissen will, beherrschte Welt. In ihr werden Leben und Kunst von Verboten, Zensur und Konventionen eingeengt, und sie wird repr�ntiert durch den Landgrafen und die ber� Minnes�er, die Wagner auftreten l�: Wolfram von Eschenbach, Walter von der Vogelweide, Reinmar von Zweter, Heinrich der Schreiber und Biterolf; sie haben sich mit der weltlichen und geistlichen Obrigkeit bestens arrangiert und halten als angesehene Mitglieder der Ritterschaft im S�erwettstreit die Fahne der "Hohen Minne" hoch, w�end Tannh�er versucht, andere Perspektiven zu er�en, was ihm prompt als "Hochmut", ein aus christlicher Sicht h�t s�s Verhalten, ausgelegt wird.

    Wagner tut Walter allerdings Unrecht, stammt doch ausgerechnet von jenem das Gedicht "Under der linden an der heide, da unser zweier bette was, da mugt ir vinden schone beide gebrochen bluomen unde gras... "1, das in der Rezeptionsgeschichte als Aufwertungsversuch der "nideren Minne" gewertet wird (und im Lied "gegen die l�re" berichtet Walter von den Vorw� die ihm gemacht wurden). Doch auch Walters Liebeslieder geh� haupts�lich in die Sph� der "Hohen Minne", der ritterlichen Lebenshaltung und Lebensgestaltung, in welcher der Minnes�er in h� muot und in h�cher Manier die hochgestellte, (fast immer mit einem Ritter des h�en Adels verheiratete) frouwe preist, von Dienst und Minnelohn singt - alles rein platonisch, die Hohe Minne als Gegenpol zum amor carnalis.
Wenn bei Wagner der Landgraf das Thema stellt, "der Liebe Wesen" zu ergr� f�t das Los auf Wolfram, den S�erwettstreit zu beginnen. Wagners Wolfram ist zwar auch verliebt in Elisabeth, aber ihr Herz geh�Heinrich, er wei�das, und entsagt. Er ist der Hauptvertreter der >Hohen-Minne-Fraktion<, und Venus kommt in seinem Weltbild nur als "holder Abendstern" vor.

Die st�ste Szene der Friedrich-Inszenierung der stets ins Leere greifenden ausgestreckten H�e scheint mir der "S�erkrieg" im II. Akt (ob wir diese Wirkung aber dem Regisseur oder den Darstellern zuschreiben sollen, ist noch die Frage): Wunderbar aufgeplustert vor W�chreitet Hans Sotin als Landgraf (vielleicht nicht gerade temperamentvoll, aber sehr gepflegt singend) �ie B�sein Hermann von Th�n wei� wie es um Elisabeths Herz steht, doch seine Rechnung, Heinrich sei nach seiner R�r angepa�er und werde im S�erwettstreit den Preis gewinnen, geht nicht auf. (Wagners K�r-Verst�nis l� den Gedanken gar nicht aufkommen, der Landgraf von Th�n k�e f�n M�Elisabeth doch gewi� eine bessere Partie anstreben als einen Habenichts von Minnes�er!) Geradezu eine Luxusbesetzung ist Franz Mazura als Biterolf (b�ei�g artikulierend und herrlich miesepetrig dreinblickend); ein Gl�ll ist vor allem aber Spas Wenkoff als Tannh�er, der mit seiner K�rhaltung, Gestik und Mimik schon zu Beginn dieser Szene deutlich macht, da�es unweigerlich zum Eklat kommen mu� Den musikalisch-vokalen und darstellerischen Impetus, mit dem er Tannh�ers "in diesem edlen Kreise" wahrhaft revolution� Ideen vortr�, finde ich sehr beeindruckend, und diese �ugende Darstellung zwingt mir geradezu den Gedanken auf, in Tannh�ers Eintreten f�sseitigkeit und (auch sexuellen) Genu�als Teil einer Lebensauffassung2, die dem Einzelnen die Freiheit der Wahl l�, k�en wir ein Verm�tnis Wagners an die Nachwelt vor uns haben, hielt er sich als Komponist und als Mensch doch auch so wenig wie m�ch an die einengenden Konventionen seiner Zeit3. ��rt sich Wagner erstaunt und belustigt dar� da�man ihm in Paris vorgeworfen habe, sein Tannh�er solle "den Katholizismus verherrlichen"4, so sieht Dietz-R� Moser in der Rezeptionsgeschichte der mittelalterlichen Tannh�er-Legende - vor allem in einer mit den Namen von Arnim, Brentano, Tieck, Geibel, Heine und Wagner verbundenen "Tannh�er-Euphorie" des 19. Jahrhunderts - grunds�lich kirchenfeindliche Tendenzen im Zusammenhang mit dem (sich in der 1848er-Revolution manifestierenden) Streben der Gesellschaft nach mehr Liberalit�f� Einzelnen5. Dieses Streben nach Liberalit�wird in Wagners Werk, seiner Autobiographie, seinen Schriften und Briefen immer wieder deutlich.

Musikalisch wie darstellerisch exzellent erscheint mir die Leistung des S�ers der Titelpartie in der Entwicklung Tannh�ers von der ersten bis zur letzten Szene besonders im Hinblick darauf, wie sich Wagner selbst seinen Titelhelden vorgestellt hat. Das k�n wir ex negativo seiner Beschreibung der Arbeit mit dem Tenor Tichatschek entnehmen, dem sehr erfolgreichen ersten Rienzi, mit dessen Tannh�er Wagner jedoch �upt nicht einverstanden war: er schreibt, Tichatschek sei ein S�er, "welcher, an sich f�en dramatischen Ernst unbef�gt, auch in seiner nat�en Begabung nur f�udige oder deklamatorisch energische Akzente organisiert, f� Ausdruck des Schmerzes und des Leidens aber ganz ohne Anlage war. ... Das entscheidende Gebrechen seiner Darstellung lag darin, da�es ihm unm�ch war, den richtigen Ausdruck f� Stelle des gro�n Adagio-Satzes des Finales [des II. Aktes], welche mit den Worten beginnt: �Zum Heil den S�n zu f� die Gottgesandte nahte mir', zu finden. ... ich mu�e sie, da sie bei der ausdruckslosen Wiedergabe durch Tichatschek nur als l�ende L�e wirkte, von der zweiten Auff� an g�lich auslassen. ... Mein Held, der in der Wonne wie im Weh stets mit �erster Energie sich kundgeben sollte, schlich am Schlusse des zweiten Aktes in sanft ergebener Haltung als armer S�sich davon, um im dritten Akte mit weicher Resignation und in einer auf die Erregung eines freundlichen Bedauerns berechneten Haltung wieder zu erscheinen. Nur der von ihm wiedergegebene Bannspruch des Papstes ward von dem S�er mit seiner gewohnten rhetorischen Tonf�o energisch zum Anh� gebracht, da�man sich freute, die begleitenden Posaunen von ihm vollkommen beherrscht zu h�."6 Also, positiv ausgedr�finden wir in Wenkoffs Tannh�er (in keiner Szene ein armer S� eine Darstellung ohne jedes Gebrechen, - neben der Begabung f�udige oder deklamatorisch energische Akzente und rhetorischer Tonf� die Bef�gung f�matischen Ernst sowie f�n Ausdruck des Schmerzes und Leidens und einen Helden, der in der Wonne wie im Weh stets mit �erster Energie sich kundgibt.

    Die o.g. Bayreuther Aufnahme ist mittlerweile schon �5 Jahre alt, und wenn ich gute Einspielungen aus den 70er und 80er Jahren h� frage ich mich �rs, wo denn der Fortschritt auf dem Gebiet der Gesangskunst allgemein und speziell des Wagner-Singens zu finden ist. Wenn ich mich beispielsweise unter Heldenten� umh� die z.Zt. en vogue sind, f�ch mich nicht gerade zu Begeisterungsst�hingerissen: Ein immer ausufernderes Vibrato, das einen instabilen Tonh�-Eindruck hinterl� (Christian Franz, Jon Vilars), die Neigung zum Dauer-Legato (Robert Gambill) oder die oftmals gedankenlose Phrasierung und Textdarstellung im Bezug auf betonte und unbetonte Silben (u.a. Jon Frederic West) bieten dem H� keinen rechten musikalischen Genu�und sind gewi� nicht das, was sich Wagner unter dramatischer Deklamation vorgestellt hat. St�iges rhythmisches Kopfwackeln zum Vibrato (Peter Seiffert) wirkt sich auch nicht gerade positiv auf die Darstellung aus. Und Albert Bonnema7, der meiner Ansicht nach in jeder Hinsicht gute Voraussetzungen mitbringt, scheint mir noch nicht so ganz �ugend, denn beispielsweise sein Lohengrin wirkt vocaliter gepflegt, aber nicht gerade temperamentvoll, und sein Stuttgarter G�rd�erungs-Siegfried krankte m.E. daran, da�er an entscheidenden Stellen (Eides-Szene!) nicht gen� dramatische Akzente gesetzt hat; wieweit dies der Regie (Konwitschny) zu verdanken ist, wei�ich nicht, jedenfalls gerieten musikalisch wichtige Stellen (z.B. "Verga� ich alles...") manchmal eher beil�ig. Na gut, der H� h� das Ohr am Geschehen und l� sich gern positiv �schen.
    [Unl�st sah ich auf Premiere "Classica" zuf�ig ein Interview mit Siegfried Jerusalem, der mehrfach deutlich zwischen "S�ern" und "Musikern" unterschied - er wird wohl seine Gr�af�abt haben!]

Da�G�Friedrich die Venus (samt Najaden, Nymphen, Bacchanten) im III. Akt mit angedeutetem Totensch�l auftreten l�, ist eben ganz von der Sph� des christlichen Alleinseligmachungs-Anspruches her, mit Wolframs Augen gesehen, bezieht keinen �ordneten Standpunkt und wirft die Frage auf, ob der Regisseur Wagners Intentionen nicht vielleicht mi�erstanden haben k�e.

Der Komponist will m.E. zeigen: F�nh�ers �erschreiten der engen Grenzen literarischer und sozialer Normen war es in der Rittergesellschaft des 13. Jahrhunderts einfach noch zu fr�enso wie es in seiner eigenen Zeit f�le seiner Ideen noch zu fr�eint ("Das Kunstwerk der Zukunft"). Der Freiheit begehrende Tannh�er leidet am Muckertum seiner Mitwelt und der rigorosen Forderung der M�tigen, sich in dieser Gesellschaft den Doktrinen der Kirche zu unterwerfen; dem H�lberg enteilt, mu�er sich selbst als "S� bezeichnen, eine andere Sichtweise l� die weltliche und geistliche Obrigkeit nicht zu, und so funktioniert die Selbstzensur aufs Beste. Die Legende, da�Gott selbst den begnadigt, der "im Venusberg geweilt" hat, indem ein Wunder den d�Stab des Papstes sich eben doch begr��, wischt zwar im Nachhinein all denen eins aus, die schon beim Namen "Venusberg" die Krise gekriegt haben: S�ut not, sonst gibt es nichts zu vergeben, doch "Heil" wird dem S�er ganz im Sinne christlicher Lehre erst, wenn er schon tot oder so gut wie tot ist.

Auch in der Friedrich-Inszenierung werden Venus und Elisabeth von derselben Sopranistin dargestellt (Gwyneth Jones, der man darstellerisch die reine Jungfrau eher abnimmt als die G�n der Liebe, wohlklingende Phrasen singend, Textverst�lichkeit, wie immer, nahe null) - ganz im Sinne des christlichen, zwischen den beiden Polen �Hure' und �Heilige' oszillierenden Frauenbildes. Will uns der Regisseur damit andeuten, dieses decke sich mit der Auffassung Wagners, exemplifiziert an seinem Tannh�er? In dieser Hinsicht sind Zweifel durchaus angebracht. Nach wem Tannh�er in der Schlu�zene die Hand ausstreckt, dar�arf sich der Zuschauer so seine Gedanken machen. Ansonsten vermisse ich beim Regisseur eine weiterreichende Deutung des Handlungsgeschehens bzw. des Wagner'schen Mittelalters, denn die Konsequenz daraus, da�ein Held wie Tannh�er am Absolutheitsanspruch der Obrigkeit scheitert und dann doch von Gott selbst begnadigt wird, da�ihm ein Heil geschenkt, ja aufgen�t wird, f� auch Alternativen denkbar w�n, lautet f�ner m.E. nicht freiwillige Unterwerfung (�die Schere im Kopf'), sondern Hinausschieben der Grenzen, notfalls Revolution.

Bei Wolframs Solo-Szene im III. Akt ("Wie Todesahnung D�rung deckt die Lande" - von Bernd Weikl mit gro�n Legatob� gesungen) kam mir die Idee, ob Wagner uns da - an der Zensur vorbei - nicht ein Auge kneift und zuzwinkert: Ausgerechnet der Abendstern, ausgerechnet der nach r�ch-heidnischem Brauch "Venus" genannte Planet (diesen Namen nimmt der fromme Wolfram nat� nicht in den Mund), geleitet Elisabeths Seele auf dem Weg zur Engelwerdung gen Himmel, und von diesem Stern hei� es auch "... und freundlich zeigst du den Weg aus dem Tal." - Wolframs salbungsvolle Lyrik mit verstecktem Nebensinn: Venus erleuchtet dem Suchenden den Weg (den Tannh�er am Ende als Ausgesto�ner sucht und den zu finden Wolfram ihn gewaltsam hindert, weil er meint, er f�n die H�) aus dem - kirchlicher Heilsversprechen bed�en - irdischen Jammertal?!

Ein Rekurs auf Wagner Erl�gs-Ideen, die immer mit dem Tod wenigstens eines der Protagonisten enden, scheint mir hier nicht angebracht: Tannh�er wird nicht erl�von irgendetwas, er wird vielmehr bestraft f�n nicht normenkonformes Verhalten und Verk� von der Gesellschaft durch Versto�ng, von der Kirche durch Verweigerung der Absolution; da�nur ein von Gott selbst bewirktes (und von der "Heiligen Elisabeth" als Mittlerin erflehtes) Wunder sein Seelenheil rettet, macht den p�gogischen Fingerzeig der Legende vollends zur Drohung f�en armen S� (als welchen Wagner seinen Tannh�er ausdr�h nicht verstanden wissen wollte). Sp�r k�en fragen, ob Tannh�er auf seine Romreise denn nicht gen�Geld mitgenommen habe, um sich vom Papst den Abla�zu erkaufen, wie es � war. - Das jedoch h�e uns um die musikalisch so aufregende (und in der genannten Aufnahme ganz hervorragend gestaltete) Rom-Erz�ung Tannh�ers gebracht.

Der Germanist E.T.L. Lucas vertrat 1838 die These, der legend� Tannh�er sei der historische Minnes�er Heinrich von Ofterdingen, was allerdings nie belegt werden konnte, zumal es einen Minnes�er namens Tannh�er um 1230 im Dienste des umstrittenen babenberger Herzogs Friedrich II. von �terreich gegeben hat. Dazu gibt es einen interessanten Aufsatz von Jeffrey Ashcroft: "F�cher Sex-Appeal. Politisierung der Minne bei Tannh�er und Jansen Enikel" . Wenn Tannh�er um 1207 beim legend�n S�erwettstreit aufgetreten sein sollte, mag er da wohl noch recht jung gewesen sein; aber solche �erlegungen haben bei Wagner keine Rolle gespielt.

Wagner nennt seinen Tannh�er jedenfalls Heinrich, und er war auf den Gedanken gekommen, die Sagen der Br�rimm vom H�lberg und dem Tannh�er mit der Legende vom S�erkrieg auf der Wartburg zu verbinden. In seiner Autobiographie zum Jahr 1842 beschreibt Wagner, wie anregend es f� war, die Wartburg zum ersten Mal zu sehen. "Einen seitab von ihr gelegenen ferneren Bergr�stempelte ich sogleich zum "H�lberg" und konstruierte mir so, in dem Tal dahinfahrend, die Szene zum dritten Akte meines 'Tannh�er', wie ich sie seitdem als Bild in mir festhielt... "

Die Erstfassung seiner Oper wurde am 19.10.1845 in Dresden uraufgef�mit Joseph Tischatchek in der Titelrolle, Wagners Nichte Johanna als Elisabeth und Wilhelmine Schr�-Devrient als Venus). Der Erfolg war jedoch nicht �ltigend, Wagner nahm erst einige Striche vor und arbeitete dann die Schlu�zene mit nochmaligem Erscheinen der Venus um. Diese zweite Fassung hatte u.a. 1848 in Weimar Erfolg. F� von Napoleon III. gew�e Auff� 1861 (mit Albert Niemann in der Titelrolle) in Paris komponierte Wagner das Bacchanale des I. Aktes hinzu. Der Pariser Jockey-Club machte jedoch derart lautstark Krawall im Zuschauerraum, da�an eine halbwegs ordentliche Auff� nicht zu denken war, und Wagner zog die Oper zur�umal er mit er Einstudierung nicht zufrieden gewesen war. Danach wurde der "Tannh�er" in vielen weiteren Auff�en jedoch ein Erfolg.
1891 erklang die Pariser Fassung zum ersten Mal bei den Bayreuther Festspielen in einer Inszenierung Cosimas.


1���� Friedrich Maurer: Die Lieder Walthers von der Vogelweide, Bd. 2: Die Liebeslieder, T�n: Niemeyer 1962, S. 101
2���� Er l� seinen Tannh�er sagen: "O Walter, der du also sangest, / du hast die Liebe arg entstellt! / Wenn du in solchem Schmachten bangest, / versiegte wahrlich wohl die Welt." (Wenn es nur noch die hohe Minne g�, ohne amor carnalis st�die Menschheit aus.) "Zu Gottes Preis in hoch erhabne Fernen, / blickt auf zum Himmel, blickt zu seinen Sternen! / Anbetung solchen Wundern zollt, / da ihr sie nicht begreifen sollt!" Durch die Phrasierung des S�ers in der o.g. Aufnahme wurde mir das ganz deutlich: hier haben wir einen kleinern Hinweis Wagners auf die Haltung der Kirche zur Wissenschaft und zu Wissenschaftlern (man denke an Giordano Bruno.) "Doch was sich der Ber� beuget, / euch Herz und Sinnen nahe liegt, / was sich, aus gleichem Stoff erzeuget, / in weicher Formung an euch schmiegt - / dem ziemt Genu�in freud'gem Triebe, / und im Genu�nur kenn ich Liebe!" Danach Wagners Regieanweisung: "Gro� Aufregung unter den Zuh�n".
3���� �er antiklerikale Tendenzen in Wagners Werk gibt es m.W. ein Buch oder einen Aufsatz, Autor und genauen Titel habe ich im Moment nicht parat, habe in der UB auch nichts Entsprechendes gefunden - kann mir jemand einen Hinweis geben?
4���� Martin Gregor-Dellin (ed.): Richard Wagner: Mein Leben, M�: Goldmann [1983], S. 326
5���� Dietz-R� Moser: Die Tannh�er-Legende, Berlin etc.: de Gruyter 1977, S. 10f. (Standnummer: VII.4 Mos 0.0)
6���� Martin Gregor-Dellin (ed.): Richard Wagner: Mein Leben, M�: Goldmann [1983], S. 323-324
7����Es m�hm unbedingt mal jemand sagen, da�vokalisch anlautende W�r im Deutschen auch beim Singen grunds�lich nicht mit dem Endkonsonanten des vorhergehenden Wortes verschliffen werden, sonst ergibt sich u.U. Sinnentstellendes - z.B. im Lohengrin: "... wo Herich kam der Fahrt...". Auch das h�ige Einf�on Spro�okalen ("Zewerg") erleichtert das Textverst�nis keineswegs. - Seine CD "Simmernachten" (Frigram FGCD 528, zu beziehen beispielsweise �Internet via www.fryskemuzyk.nl) empfehle ich allen, die sich f� Vergleichende Germanische Philologie interessieren: u.a. h�man dort, neben Rachmaninow-Liedern, Puccinis "Nessun dorma" und zum kr�den Beschlusse auch noch "Dein ist mein ganzes Herz" auf Westfriesisch, Texte im Beiheft - da lacht das Germanisten-Herz!

copyright: Petra Leonards, M� 2005


nur noch antiquarisch:
  • Video: Richard Wagner: Tannh�er, Bayreuther Festspiele 1978, Philips VI 070 4123
    Diese Aufnahme (2 VHS Videob�er m�ger Qualit� habe ich erhalten bei: Spamer'S Videothek, Bahnhofstr. 39, 35390 Gie�n, Tel. 0641-38318, e-mail: spamersvideothek@t-online.de
  • Interessant zum Vergleich der musikalischen Darstellung scheint mir eine Tannh�er- Aufnahme von 1982 (Dir. Otmar Suitner) mit Spas Wenkoff; ich habe die CDs (Gala GL 100 621/3) bekommen bei Peter Rahner, �er dem W�ele 9, D-79183 Waldkirch, Tel. 07618-3622.
  • CD: Spas Wenkoff: Richard Wagner, Arien und Szenen, Ars Vivendi 2100144
    Ich habe versucht, diese CD �bay oder Amazon zu bekommen - leider vergebens! - Hat jemand einen Tip f�h?
    Auf der homepage der "Opera ot B'lgarija" gibt es daraus zwei mp3-H�oben zum Herunterladen unter der URL www.ucis.pitt.edu/opera/OFB/stars/wen01.htm: Das Waldweben und die Rom-Erz�ung, beides musikalisch sehr differenziert gestaltet - unbedingt mal reinh�!.
  • Mitte September gab es auf Eins Festival eine Wiederholung der Aufnahme von Wagners Meistersingern aus dem DDR-Fernsehen, Leitung Otmar Suitner, Stolzing: Spas Wenkoff; diese Einspielung datiert wohl aus den sp�n 60er- / fr�0er-Jahren; hat jemand einen Tip f�h, wo man davon ein Video oder eine DVD bekommen kann?


Weitere Literatur zum Thema "Tannh�er" (als Minnes�er und in Richard Wagners Oper):
im Deutschen Seminar:
PAULE, Gabriela: Der Tanh� Organisationsprinzipien der Werk�eferung in der Manessenschen Handschrift, Stuttgart: M & P 1994; Standnummer: G777/30, auch UB: GE 94/2431
M�LER, Ursula: Richard Wagner und sein Mittelalter, Anif/Salzburg: M�Speiser 1989; Standnummer: R 265/470; auch UB: GE 90/10957
LANG, Margarete: Tannh�er, Leipzig: Weber 1936; Standnummer: G7775
SIEBERT, Johannes: Der Dichter Tannh�er: Leben, Gedichte, Sage, Halle/Saale: Niemeyer 1934; Standnummer: G 7780
in der UB:
ERFEN, Irene: "... der Welt noch den Tannh�er schuldig", Richard Wagner: Tannh�er und der S�erkrieg auf Wartburg, Regensburg: Snell & Steiner 1999; Standnummer: GE 99/7413
BERNBACH, Udo (ed.): Individuum versus Institution: Zur Urfassung von Richard Wagners "Tannh�er", Leipzig: Univ. Verlag 1996; Standnummer: KA 97/87
HOPKINSON, Cecil: Tannh�er: an examination of 36 editions, Tutzing: Schneider 1973; Standnummer: GE 74/10119
AMMANN, Adolf N./FORSTER, Cornelia: Tannh�er im Venusberg: der Mythos im Volkslied, Standnummer: E 4520, rza
STEINBECK, Dietrich (ed.): Richard Wagners Tannh�er-Szenarium: das Vorbild der Erstauff�en mit der Kost�hreibung und den Dekorationspl�n, Berlin: Ges. f. Theatergeschichte 1968, Standnummer: GE 69/3886
STEINBECK, Dietrich: Inszenierungs-Formen des "Tannh�er" (1845-1904). Untersuchungen zur Systematik der Opernregie, Regensburg: Bosse 1964; Standnummer: F 9192, ak-14
von WOLZOGEN, Hans: Richard Wagner's Tannh�er und Lohengrin: nach Sage, Musik und dichtung, Berlin: Barth 1873; Standnummer: GE 4.69/7250-3
LISZT, Franz: Richard Wagners Lohengrin und Tannh�er, K� Eisen 1852; Standnummer: GE 69/6974
nur bei den MuWis:
BLESS, Marion: Richard Wagners Oper "Tannh�er" im Spiegel seiner geistigen Entwicklung, Eisenach: Wagner 1997, Standnummer: L/WAGN 2/620/20


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